Meine Geschichte in Worten

Ausbildung und erste Jobs

Dank meinem breit angelegten Studium der Visuellen Kommunikation an der HfbK Hamburg war ich gut ausgestattet mit Fotografie-, Grafik- und Video-Kenntnissen. Erste Jobs während des Studium als Roadprofi und Produktionsassistent in AV-Studios*, als Eventfotograf, ersten Foto-Reportagen in Konkret und Szene Hamburg machten mich ausreichend selbstbewußt, um als Freiberufler zu starten.

 

Die Zeit des Steineklopfens

Es war die Zeit des Steineklopfens: Ich klebte zusammen mit einem Studienfreund die Anzeigen eines Werbe-Wochenblättchens zusammen. Wir machten den Seitenumbruch. Immerhin, die Texterfassung war schon elektronisch.

Ich akquirierte mich zu zuhause wohnen und begann in meinem und anderen Wohnprojekten nach Wohnreportage zu recherchieren und zu fotografieren. Kongress-Plakate und Bücher für die Grünen, Ich akquirierte durch mein Netzwerk und arbeitete sehr analog an seiner Erweiterung.

 Logos, Briefausstattungen, Flyer, Plakate,; Broschüren - Gebrauchsgrafik. Ich knipste Blumensträusse für Fleurop-Magazin. Im Ottenser Werkhof saß ich am richtigen Platz. Erste freie Projekte in Kuba, veröffentlicht im Feinschmecker.

Es war die Zeit der Stadtmagazine. Ich fotografierte viel für die Szene Hamburg, schleppte meine ersten Geschichten zum Stern Hamburg. Damals noch am Affenfelsen an der Alster. Ich kam meinem Ziel näher ...

Der Durchbruch mit Hip-Hop

Die 16seitige Fotoreportage im Stern über HipHop und die Graffiti-Szene in der BRD war der Brustlöser in meinem Werdegang zum Fotojournalist. Mit der Geschichte in der Mappe konnte ich mich überall blicken lassen. Anfang der 90ger gab es keine Websites. Jeder Fotograf hatte seine zwei Akquise-Mappen, eine mit freien und eine mit veröffentlichten Arbeiten- die Trophäen-Sammlung.. Der Mauerfall war Titel in „meinem“ Heft. Die Frau im roten Trabbifenster mit ihrem strahlenden Lachen und dem Pass in der Hand ...

Neben vielen anderen Kicks und Jobs, die ich durch diesen Scoop erhielt, poppte plötzlich aus meiner unmittelbarer Nähe ein Job auf, der mich dahin brachte, wohin ich immer schon wollte: In die große, weite Welt. Ich war schließlich auf einem Alexander von Humboldt Gymnasium. Name verpflichtet!

Dannemann brachte  mich nach Brasilien

Es gibt sie tatsächlich: Glücksmomente im Beruf. Ich hatte einige davon und bin dafür unsagbar dankbar. Ich bekam den Auftrag, für eine sehr umfangreiche Eventdokumentation*, einer Locationrecherche für eine Werbekampagne und Feature-Bilder für die PR-Verwertung**. 6 bezahlte Wochen inklusive Spesen! Ok, Holzklasse, wir waren jung und motiviert. Schon damals normal.

Solche Jobs gab es Anfang der 90ger. Und ich hatte einen davon gefangen – ein Traum!. Aber nicht nur das: Dannemanns Basis in Brasilien ist im Bundesstaat Bahia, in Salvador da Bahia, der drittgrößten Stadt des Landes.Und der brasilianische Bundesstaat Bahia gilt als das Afrika Südamerikas. 80% der Bevölkerung sind farbig.Ich war angekommen.

Der Ethnologe bricht durch

Schon durch meine freien Projekte auf Kuba kam ich in Kontakt zur Santeria. Ich portraitierte einen Maler, dessen Religion und Sujet diese Variation des afrikanisches Voodoo ist.

In Bahia ist die brasilianische Fassung dieser westafrikanische Religion als Candomblé bekannt. So bekannt, dass es fester Bestandteil der Tourismus-Folklore ist. Die Candomblé-Tänze gehören neben den Capoeira-Vorführungen zu den spektakulären Highlights jeder Touristenshow. Über Jahre besuchte ich in Bahia diverse Terreiros, wie die Kulthäuser des Candomblé heissen, und fotografierte unzählige Candomblé-Feste. Veröffentlicht wurde die Geschichte schliesslich in Marie Claire.

Basis Salvador-Bahia - meine 90ger Jahre

 Die Faszination an diesem Thema liess mich immer wieder in diese Stadt und diesen Bundesstaat zurückkehren. Und von dort aus startete ich meine weiteren Reportage-Reisen, oder machte die Geschichten der Stadt: Für Brigitte Woman portraitierte ich Dadá die berühmteste Köchin der Stadt, für den Focus schrieb ich meine erste große Geschichte über die Strassenkinder der Stadt. Ich begleitet die MV Greenpeace auf ihrer Fahrt zu den Goldgräbern nach Manaus und zurück, fuhr später von mit dem LKW von dort nach Caracas im Auftrag des Mercedes Benz Magazins wo ich für ein Heft eine Unternehmerpersönlichkeit porträtierte. Ich arbeitete in der Karibik, fotografierte Tabakanbau und Ernte für den Feinschmecker, für den ich auch ein Stadtportrait von Buenos Aires machen durfte. Kurz, ich verbrachte die 90ger Jahre die hiesigen Sommer in Europa, wo ich für den Lufthansa Cityliner, Essen und Trinken, Focus viele andere arbeitete und in den Wintermonaten produzierte ich meine Geschichten aus Süd- und Mittelamerika.

Mit Dynamik ins neue Jahrtausend

Silvester verbrachte ich in Bahia am Strand. Fotografierte eine Priesterin in ihrem Ornat am Strand. Für eines der unzähligen Jahrtausendwende-PR-Kalenderprojekte. Der Einbruch meines Marktes begann. In den Redaktionen übernahmen die Betriebswirte. Authentizität, Journalistische Haltung wurden zu fremden Worten. Prinzipien gingen über Bord. Die Hefte wurden beliebig bebildert. Bildredakteure hatten in Bildarchiven zu stöbern und keine Fotografen zu briefen. Zu teuer. Es wurde sehr eng auf dem Markt für Fotojournalismus. Selbst mein Marktvorteil, Text und Bilder zu liefern, war keiner mehr. Die Reportage-Strecken der Heft wurden schlicht ersatzlos gestrichen! No future!

Zwei Bücher und ab nach Brasilien

Für Sea Cloud Cruises produzierte ich ein Buch über den Bau und die ersten Fahrten der Sea Cloud II. Es war ein Vergnügen. Genauso wie ein Buch mit dem Münchner Star-Koch Maria Gamba. Cuchina Del Sole. Erschienen in der Collection Rolf Heine. Da entschloss ich mich zu einem Neustart in Brasilien. Auch hier arbeitet ich für einen Verlag an einem Kochbuch. Fotografierte Werbekampagnen, noch ein paar Reportagen, fütterte meine Bildarchive mit Brasilianischen Themen: Kaffee, Tabak, Zuckerrohr, Cachaça, brasilianische Sehnsuchtsorte, ... dann war auch dieses Kapitel vorbei.

Das kurze Leben des Kulinarik Kosmonaut

Mein letzter grosser Medienmove. Multimedia. Mittlerweile war die Digitalisierung der Fotografie in vollem Umfang abgeschlossen. Endlich konnten die Spiegelreflekameras auch ordentliche Videos drehen, mein Werkzeug lag bereit. Ich lernte mit der Kleinbildkamera Panoramen anzufertigen und ging zu Google um am Business-View mitzuarbeiten (längst wieder eingestellt). Mit einigen Kollegen versuchte einen Multimedia-Blog aufzubauen. Wir schmolzen alles interaktiv zusammen: Fotoreportage, Video, Panoramas, alles miteinander per Flash verknüpft. Wir tauften ihn Kulinarik-Kosmonaut und produzierten Beiträge wie wild. Darüber generierte ich immerhin genug, um mich in die nächste Dekade zu retten.

* In AV-Studios

produzierten man damals aufwändige Bühnenshows für Präsentationen mit Multivisionen auf quadratmetergroßen Leinwänden.

 

* Wir produzierten aus der spektakulären Jubiläumsreise für jeden Teilnehmer eine individuell gestaltete Kassette mit einem Layout aus Fine-Art-Prints. Das Layout hatte ich entwickelt.

 

** War Titelthema in einer 4seitigen Geschichte im Handelsblatt-Magazin